Auftritt
(17.11.05)
Mit großen Schwüngen seiner Händebeschreibt ein kleiner Mann die Welt
mit rauen Händen streicht er diese
kann nicht begreifen wo sie fehlt
weshalb die Flüsse blutgefüllt sind
welche Wolke ist noch rein
Auf dem Absatz dreht der Kleine
wendet seine Augen ab
Klippengeschwätz
(14.11.05)
Wer will dieser Tagean meinen Rand treten
und leise hinab
das Tal erfahren
dessen Wände ich bilde
hinab bis zum Meer
dessen Schätze ich berge
dessen Menschen ich kose
hinab bis ans Meer
Wer will dieser Tage
an meinem Hang scheitern
und niemals ereichen
die rettenden Wiesen
am Ende der Felsen
hinab bis zum Meer
am Rande der Dörfer
am Beginn einer Weite
hinab bis zum Meer
Wen wird dieser Tage
das Meer verschlingen
und tragen
um mich zu verpotten
deren Schrecken so klein sind
unten am Meer
deren Kanten geschliffen
deren Schatten verdorrt sind
unten am Meer
Weisheit
(8.10.05)
Weisheit wie die Väter sprachenderen Lippen lang die Zeit versiegelt
deren Herzen lang die Erde kühlt
Weisheit wie die Mütter sangen
deren Blicke längst erloschen
deren Hände hart geworden sind
Weisheit wie ein Gott sie schenkte
wie sie tausend Teufel mieden
wie sie selten ist in dieser Zeit
Die neue Schöpfung
(12.9.05)
Es ist Sonntag undes tanzen die Hexen
auf den Gräbern der Ruhe
des Scheins
Vorbei und verboten
ist alles Vertraute
die alte Ordnung
verflucht
Bald wird
eine neue Ordnung
uns segnen
Bald wird
eine neue Ordnung
zerstört
Sünde
(24.8.05)
Seinen Hieben vertrauendschlägt ein Teufel
mit sieben hassenden Brüdern
mit tausend scharfen Beilen
von der Krone beginnend
den herrlichsten aller Bäume entzwei
Traum
(5.8.05)
War von zwei Menschen gesegnetMeinem Vater und meiner Tochter geliebt
Begegnungsmosaik
(2.8.05)
In atemloser Stille befreitVon seinen flatternden Schatten behütet
Bin ich
An den Gipfel eines Berges gekrochen
Um dort Engeln an Seite
Ein Licht zu ersehen
Von Ferne es leuchten zu wagen
In eine Nähe verfallen
Deren Ränder von seinen Schatten geöffnet
Entlang meiner Liebe
In atemloser Stille befreit
Am Rande der Weide
(1.8.05)
Pferdediebe unterhalten sich leisetreiben die Fohlen die kleinen nach Haus
schlachten noch mächtige Rosse
schonen den einen schlafenden Hüter allein
Verwandschaft
(30.7.05)
Mit einem lachenden Kindauf der Straße verbunden
Trage ich in mir die Trauer
einer Mutter vom Rhein
Spüre die Angst
eines Fremden
in meinem Hause
Habe nach Tagen noch
den Geruch einer Liebe im Raum
Weiß von der Einheit
kann nach Alleinsein nicht streben
bin verbrüdert verschwestert
mit allen - mit uns
Hitzenacht
(29.7.05)
Ein Tier in BewegungAm Abgrund entlang
Mit begleitendem Schatten
Von Dämonen geritten
Erwartet es jene
Die Kühlung versagt
und Ruhe nicht bringt
Nomadentum
(20.7.05)
Schleiche davon in der NachtBei Tageslicht sind wir von Wüsten getrennt
Die ich im Morgengrauen übertreten habe
Deren geheime Wege ich kenne
Wie die eines Moores
Damit ich hindurch im Mondschein
zu Dir kommen kann
Abstieg
(17.7.05)
Schwankend wie ein Betrunkenerrenne ich den Abhang hinunter
vertraue für einem Augenblick
dieser Wurzel jenem Stein
Bald wird der Weg münden
eine Straße begründet
ein Dorf passiert
eine Stadt ein Land verlassen
Fliehe ich weiter
dem Meer zu
stürze in den Schaum und
greife tauchend nach Felsen
ziehe den Körper
dem Grund zu
Werde ich dort verharren
dort Ruhe finden
dem Gipfel entrissen
dem Wasser geschenkt
In den Augen eines Propheten
(15.7.05)
Ein Sturm kommt aufIch habe Gesichte
Von einem Donner
Der alles zerschlägt
Von einer Liebe
Die unterdessen
Meine Träume tröstet
meine Lippen befreit
Inkehr
(1.7.05)
Wenn mein Atemüber meine Lunge streift
wenn Stille mich umfängt
selbst der Himmel gedämpft nur
meine Augen berührt
Schmerzen lassen ab
Gedanken kehren um
ein Lied kommt mir in den
und geht mir aus dem Sinn
Dort bin ich
nimm mich hinein
Hirte
(27.6.05)
Von meinen Lippenlies meine Liebe
in meine Hände
lege dein Herz
In meinen Zügen
höre die Güte - flüstern
deren Freiheit
du bekennst
Nimm meine Namen
halte sie sorgsam
als einen Schild
Ehrlichkeit eines Dichters
(26.6.05)
Es ist alles süß oder bitterwas du schreibst
Manches beides
Schmeckt dein Leben
wirklich so
Freiheit
(24.6.05)
Wenn die Sphäre zerspringtjeden Abend
die um den Mann gezirkelt ist
der jetzt die Nacht küsst
Wenn die Scherben fallen
jeden Abend
die er fallen ersehnt
Kommt bald ein morgen
kommt bald ein Tag
Leidenschaft
(12.6.05)
Wenn in einem Feuerzwei Flammen
schimmernd
umeinander tanzen
sich lautlos berühren
endlos einander
verschlingen gebähren
Dass ein Beobachter endlich
sein Gesicht abkehren muss
um seinen Augen die Dunkelheit
einer kühlen Nacht zu schenken
Während die Flammen weiter
einander nur sind
Entsetzen
(3.6.05)
In einem ParkIm Sonnenschein
Im Mai
Was ist
wenn selbst hier
mich dunkle Mächte greifen
wenn schwer auf meinen Schultern
drückt die Last
Wenn Kinderlachen und
Bachrauschen keine Hilfe sind
Kommt dann
im Licht
ein Morgen
Entzweit sich endlich
was schon längst in Stücken ist
Lobgesang
(29.5.05)
Wen soll ich lobenwenn mein Herz überfließt
vor Dank
Wessen Nähe soll ich preisen
wenn ich mich
auf einem weiten Feld
geborgen fühle
Wer soll meine Liebe empfangen
wenn dieses Glück mich erfüllt und
selbst meinem Feind
ich wohlgesonnen bin
Soll ich mein Herz nicht
selbst dann noch weiten
anstatt es zu härten
im Feuer - im Licht
Verlust
(25.5.05)
Mit einem fremden Stift kratze ichWorte auf ein fremdes Papier
Fünf starke Männer
nehmen mein Herz
In Zehn starke Fäuste
Selbst zehn schöne Frauen
scheitern mich zu kosen
Mit weichen Händen
auf dieser Haut zu ruhen
Jede meiner Mütter umarmt mich nicht
Meine Väter können mich nicht tragen
nur das fremde Kratzen
dringt an mein Ohr
Lieben
(24.5.05)
Ich binvon einem vielgesichtigen Monster gerissen
von jeder seiner Zungen verspeist
bin glücklich während es
in meinen Eingeweiden weidet
Ich werde
durch seine Schreie ermuntert
durch jeden seiner Hiebe gekräftigt
werde erstehen während es
in meinen Adern wütet
Ich war
zu einer Heldentat bestimmt
zu jedem seiner Wunden bereit
war geopfert noch ehe
es mich erblickte
ich mich ergab
Schlechter Sturm
(23.5.05)
Brausen ist ein komisches Wortbraust es doch nicht genug
fährt nicht in die Glieder
macht meine Finger nicht klamm
selbst wenn es schneit friere ich nicht
es erfrischt mich nicht unter der Hitze
es befreit mich nicht aus
einem gefährlichen Traum
Morgenschimmern
(21.5.05)
Du bist in der Nachtdessen Liebe du trägst
deren Lippen du rührst
deren Kraft du verbirgst
dessen Ahnung dich fragt
Wer du bist
in der Nacht
Heldenbruch
(20.5.05)
Einer der stehtMit Brüdern
Mit Schwestern
Während andere schweigen
Einer der sieht
Mit Schwestern
Mit Brüdern
Kauern die andern
Eine die redet
Die achtet
den Rücken des Bruders
Die hebt
die Augen
ihrer Schwester empor
Und sie schweigt
Und sie kauert
Und die Lider bedeckten
unter redenden Wimpern
nie eine Träne
nie einen Schrei
Jenseits der Nacht
(20.5.05)
Ist es Freiheitdie mich erwartet
wenn ich
durch die Mauer trete
diese Dunkelheit
zwischen zwei Tagen
Ist es Frieden
der mich empfängt
wo die Sonne brennt
auf der anderen Seite
der Schwärze
wo die Sonne glüht
Ist es Hoffnung
die ich verlassen habe
als ich eingetaucht bin
in das geflohene Licht
um in ein morgen
zu schwimmen
Mairegentag
(18.5.05)
Es hängt der Regen wie Parzenfädeneines zahlreichen Volkes
unter fernen Wolken
die im Nebel verschwinden
Während ich heute als einer
der nie sein Haus verlässt weile
fließen Pfützen zusammen
die ein See ein Meer bilden
Es schlagen bald erste Wellen
an meine Türe wollen hinein
werden mich mitnehmen
in die Ferne wo
Vom Himmel die Sonnenstrahlen
nach dem erfrischenden Regen
wie undurchtrennbare
Parzenfäden
hängen
Waldrand
(17.5.05)
Will mich als ein Tigeraus dem Verborgenen lösen
in die Wirklichkeit
einer ungeschützten Ebene
heraustreten
Der Wirklichkeit
einer weiten Ebene
entgegentreten wie einer
der den Tiger nicht fürchtet
der dem Adler vertraut
Deckung
(13.5.05)
Längst habe ich meine gefrorenen FäusteMeinen geliebten Verstand
Meine scharfe Zunge
Sinken lassen um meine Brust
Jedem Stich darzubieten
Deine Lippen zu empfangen
Freiheit
(12.5.05)
Aus meinem Rudelbreche ich in die Dunkelheit
eines kalten Waldes
reiße alleine
Während mein Rudel erfriert
Klarinette
(8.5.05)
klagendwie ein tanzendes Mädchen
am Beginn einer dunkelen Nacht
lachend
wie die Weiber
der eintausend Gefallenen
eines lange beendeten Krieges
überqueren die Töne
den Acheron
spielen in den Haaren des Fährmanns
sprechen von einer Erlösung
überwinden die Töne
den Styx
Tiefe Wolken
(6.5.05)
Von einem klaren Himmeldrücken tiefe Wolken herab
nehmen den Sonnenschein
lassen die Hitze
in weiter Dunkelheit zurück
Jagen davon
erlauben Tag und atmen
spielen als Schatten über den Feldern
wissen von nichts
Regnen nicht mal
Beidäugig
(4.5.05)
Der Ferne entrissenDer Nähe entfernt
Mit Lärm unter den Flügeln
streift ein mächtiger Adler
Über den verwirrenden Straßen
und dem einsamen Menschen
Der bereits jenseits des Hügels
Die Stadt verlassen - sich dem Blick
eines weiten Adler vertraut
Fern steht eine im Traum
(30.4.05)
Dein Alleinsein nicht zu scheiternDein Verzweifeln nicht zu schrein
Meine leise Stimme heißt Dich
Nicht zu wissen
Nicht erwacht
Hiob
(25.4.05)
Wo sind Deine starken Schultern GottKämpft das Heer Deiner mächtigen Engel
heute in anderen Herzen
Wer vernichtet heute meine Dämonen
Wer gibt mir Kraft
während Satan lachend
auf meinen Schultern reitet
Wohin erstreckt sich die Wüste
die Du vor mir ausgebreitet hast
Wer durchquert sie allein
Widerstand
(24.4.05)
Von vorne her treteich dem Strom entgegen
ihn vor mir zu teilen
Hilflos verstricke
ich mich in meinem
Tatendrang
Und dennoch erstehe
ich jenem Strom
der sich hinter mir teilt
Wegbereit
(21.4.05)
Sichtbar streicht mein Lebenfragt mich leise nach dem Ziel
schreibt von Taten
leicht und wissend
trägt ein Wesen
ungewiss
Kern
(20.4.05)
Im InnernAm äußersten Rand meines Aufhörens
Geschützt vor Sturm und Lärm
Treiben Kanäle nach außen
Lassen Sturm und Lärm und Dich hinein